FEBRUAR 2025 / ZEIT ONLINE

Bundesliga – 22. Spieltag

Augsburg und Leipzig trennen sich unentschieden

Der FC Augsburg und RB Leipzig kommen nicht zu zwingenden Torchancen. Die Freitagspartie bleibt ohne Sieger. Der Spielbericht

Von Iven Yorick Fenker

14. Februar 2025, 22:50 Uhr

FC Augsburg – RB Leipzig 0:0 (0:0)

Leipzig stand vor dem 22. Spieltag der Fußballbundesliga auf einem Champions League-Platz und konnte diesen halten. Allerdings holte RB mit einem Punkt nach einem Unentschieden in Augsburg nur einen Punkt – und die anderen Teams spielen erst noch.

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JANUAR 2025 / ZEIT ONLINE

Bundesliga – 19. Spieltag

Kiel gleicht in Wolfsburg spät aus

Holstein Kiel geht gegen den VfL Wolfsburg erst in Führung, liegt dann zurück und gleicht kurz vor Schluss doch noch aus. Die Kieler warten weiter auf einen Auswärtssieg.

Von Iven Yorick Fenker

24. Januar 2025, 22:30 Uhr

VfL Wolfsburg – Holstein Kiel 2:2 (0:1)

Holstein Kiel konnte bisher in der Bundesliga auswärts noch nicht gewinnen. In Wolfsburg versuchten die Aufsteiger, das zu ändern. In der Anfangsphase gerieten die Gäste dann aber direkt unter Druck. Nach nur sechs Minuten kam Wolfsburgs Mohamed Amoura sechs Meter vor dem Tor an den Ball – der Schuss konnte jedoch geblockt werden. In der 13. Minute bekam Kiel dann eine Ecke, die David Zec zur Führung für die Gäste nutzte.

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JANUAR 2025 / nachtkritik.de

nachtkritik-Theatertreffen 2025: die Nominierten

Sie haben die Wahl!

Der Countdown läuft: Nur noch bis Mitternacht ist noch Zeit für die Publikumsabstimmung! Unsere Autor*innen haben ihre Lieblingsproduktion der Theatersaison 2024 aufgestellt. 42 Stücke insgesamt. Welche haben Sie gesehen, welche kriegen Ihre Unterstützung? Zehn Favoriten des nachtkritik-Theatertreffens 2025 werden gekürt.

Hier geht's zur Nominiertenliste und zur Abstimmung

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Die Insel der Perversen von Rosa von Praunheim
Regie: Heiner Bomhard
Premiere am 5. Dezember 2024 am Deutschen Theater Berlin
Ein sehr deutscher Abend mit sehr deutschem Witz (aber halt gut): Dunkler Humor in dunkleren Zeiten – mit Pimmelwitzen gegen Nazis? Weidel & Wagenknecht – eine Liebesgeschichte! Zum Totlachen. Deutschland muss sterben – damit wir leben können. (Iven Yorick Fenker)

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OKTOBER 2024 / ZEIT ONLINE

Champions League

Real Madrid dreht Partie gegen Borussia Dortmund

Der Rekordsieger der Champions League ist Borussia Dortmund deutlich überlegen. Der VfB Stuttgart gewinnt gegen Juventus Turin. Die Spielberichte

Von Iven Yorick Fenker

22. Oktober 2024, 22:59 Uhr

Real Madrid – Borussia Dortmund 5:2 (0:2)

Borussia Dortmund traf nach dem Champions-League-Finale in Wembley im Juni gegen Real Madrid erneut auf den Rekordsieger des Wettbewerbs. Das Finale gewann Real mit 2:0, obwohl die Dortmunder lange spielbestimmend waren.

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OKTOBER 2025 / nachtkritik.de

Last Prayer - Ballhaus Ost

Zum Ende hin

Die Erde bebt, die Menschen taumeln: von Hurrikan, zu Hitzewelle, zu Überschwemmungen, zu neuem Tropensturm. Zeit, für ein letztes Gebet. "Last Prayer". Evy Schubert hält es am Berliner Ballhaus Ost ab. Mit erstklassigem Cast.

von Iven Yorick Fenker

11. Oktober 2024. Der Abend endet, bevor er begonnen hat. Die Theaterbeleuchtung fährt hoch, wie die Sonne aufgeht: langsam, erhaben. Der Bühnenraum ist mit schwarz-weißen Klebefliesen beklebt. Sie schwappen über auf die Wand, verschwimmen zum Horizont hin. Darüber Fenster, in ihnen Projektionen von Wellen in Bewegung: keine raue See, aber bedrohliches Terrain.

Das Wasser tötet

"Das Wasser tötet die Menschen, nicht der Wind." – Ein Satz, der aus des "Tagesthemen" kommt. "Wenn sie in den Evakuierungsgebieten bleiben, werden sie sterben", hatte die Bürgermeisterin von Tampa/Florida gesagt, und auch in den Straßen des Prenzlauer Bergs kamen die Ausläufer eines anderen Hurrikans an, natürlich nur als Nieselregen.

Aber es ist klar, was gemeint ist: Es geht zu Ende. Mit der Welt oder jedenfalls, mit denen, die sie so nennen, den Menschen. Was bleibt da noch zu sagen? Genug um 90 Minuten zu füllen, wird sich Evy Schubert gedacht haben. Jedenfalls hat es sie nicht abgehalten, sich angesichts der drohenden Klimakatastrophe Regie, Text und Konzept von "Last Prayer" zu widmen, einem letzten Gebet.

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JULI 2024 / ZEIT ONLINE

US-Wahlkampf

Historisch, beispiellos, unausweichlich

Die US-Medien finden Superlative für Bidens Entscheidung zum Rückzug aus dem Wahlkampf. Gleichzeitig sehen sie die Demokraten nun vor einer großen Herausforderung.

Von Eva Casper und Iven Yorick Fenker

Aktualisiert am 22. Juli 2024, 8:50 Uhr

Es ist eine erneute große Wende im US-Wahlkampf. US-Präsident Joe Biden zieht seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl im November zurück. Als Ersatzkandidatin schlägt er Vizepräsidentin Kamala Harris vor. Wie die US-Medien Bidens Rücktritt bewerten..

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JULI 2024 / ZEIT ONLINE

Fußball-EM

Die 52 Momente der Fußball-EM

Woran man sich nach diesem Turnier erinnern wird? Normale Kartoffeln, Traumtore, Wasserfälle, ein verhängnisvoller deutscher Kopfball und natürlich die Bahn.

Von Iven Yorick Fenker und Christian Spiller

15. Juli 2024, 12:51 Uhr

Vier Wochen Fußball. Vier Wochen EM-Stimmung. Kein neues Märchen, aber angenehm viel Leichtigkeit. Wir haben die Momente gesammelt, die bleiben werden.

1. Florian Wirtz setzt "normale Kartoffeln auf die Eins". Ein TikTok-Video des DFB wird zum Ballermann-Song. Mehr muss man über diesen Sommer eigentlich nicht wissen.

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JULI 2024 / ZEIT ONLINE

Fußball-EM

Gestatten, Europameister

Zwei Wunderkinder und zwei Franzosen, ein Verteidiger mit Mähne und der beste Spieler des Turniers. Die spanischen Europameister in der Einzelwürdigung

Von Iven Yorick Fenker

15. Juli 2024, 6:27 Uhr

Selten gab es einen verdienteren Europameister als Spanien. Grund genug, die Spieler, die das Finale der EM gegen England 2:1 gewannen, einzeln zu würdigen:

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JUNI 2024 / ZEIT ONLINE

Deutsche Vorsänger

"Unser Ziel ist, dass bis zum Finale alle mitsingen“

Die deutschen Fans sind im Stadion zu leise. Das wollen die Vorsänger der AG Stimmung ändern. Mit einer Arbeitsgruppe und neuen Songs. Euphorie nach Plan – geht das?

Interview: Iven Yorick Fenker

29. Juni 2024, 12:41 Uhr

Bengt Kunkel und Pasquale Seliger geben als Anheizer im deutschen Fanblock bei der EM den Ton an. Sie wollen dafür sorgen, dass die Fans der deutschen Nationalmannschaft das auch tun. Bislang können die mit den Schotten oder Niederländern noch nicht mithalten. Sogar der Bundestrainer beschwerte sich, dass Deutschlands Fans zu leise seien. Kunkel und Seliger sind beim Zoom-Interview trotzdem optimistisch: Für die deutsche Mannschaft läuft es bisher gut und auch auf den Rängen wird die Stimmung besser.

ZEIT ONLINE: Sie sind also die "AG Stimmung". Haben Sie sich diesen Namen selbst gegeben?

Bengt Kunkel: Oh Gott, nein. (…)

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JUNI 2024 / ZEIT ONLINE

Fußball-EM

Warum der EM-Modus unfair ist

Der aktuelle Turniermodus bevorzugt Mannschaften, die später spielen. Weil die mehr wissen als alle anderen, haben sie einen entscheidenden Vorteil.

Von Iven Yorick Fenker

26. Juni 2024, 15:16 Uhr

Das Problem ergibt sich aus dieser Zahl: 24. Seit 2016 nehmen statt 16 Mannschaften 24 an Europameisterschaften teil. Das gibt mehr Geld und ist erst einmal schön für kleinere Nationen. Georgien hätte es wohl im alten Modus nicht erstmals zur EM geschafft. Doch die sechs Vierergruppen machen die gerechte Besetzung eins Achtelfinales schwierig. Normalerweise kommen bei großen Turnieren immer die zwei Gruppenbesten weiter, das wären aber nur zwölf Teams. Für ein Achtelfinale, die erste K.-o.-Runde, braucht es allerdings 16. Und so qualifizieren sich seit 2016 auch die vier besten Gruppendritten – und genau das macht den EM-Modus unfair.

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JUNI 2024 / Belltower News – Netz für digitale Zivilgesellschaft

AfD auf dem Weg in die Vergangenheit

DIE NEUE HARZBURGER FRONT?

1931 trafen sich in Bad Harzburg zur „Harzburger Front“ Faschist*innen aus ganz Deutschland. Am Wochenende treten in dem Kurort bekannte rechtsextreme Politiker auf.

Von Iven Yorick Fenker

Die AfD Bad Harzburg plant eine Veranstaltung zu der mit Maximilian Krah und Roger Beckamp zwei rechtsextreme Politiker eingeladen sind, die offen für die sogenannte „Remigration“ werben – schlussendlich die Deportation von Millionen Menschen aus Deutschland. Stattfinden soll das „Harzburger Treffen“ dort, wo 1931 Zehntausende Faschisten die „Harzburger Front“ gegen die Demokratie bildeten.

Die AfD-Politiker Maximilian Krah und Roger Beckamp werden am 22. Juni 2024 in Bad Harzburg auftreten, der zweitgrößten Stadt im niedersächsischen Landkreis Goslar. Bekannt ist Bad Harzburg als Kurort und als Ort an dem sich am 11. Oktober 1931 die Harzburger Front formierte, ein Bündnis rechtsextremer Akteure gegen die Weimarer Republik und gegen die Demokratie. Beteiligt waren die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), sowie die Deutschnationale Volkspartei (DNVP), der kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gegründete sogenannte „Wehrverband“ Stahlhelm, der Reichslandbund und die Agitationsorganisation Alldeutscher Verband. Insgesamt nahmen etwa 10.000 Personen teil. Der Zeitpunkt war für die Faschisten geeignet. Im damaligen unter Beteiligung der NSDAP regierten Freistaat Braunschweig galt, anders als in Preußen, das Uniformverbot nicht. Zudem konnte gegen politische Gegner stärker vorgegangen werden.

Am 11. Oktober marschierten 2.000 Uniformierte von Stahlhelm und der Terrororganisation SA durch die Stadt. Der angereiste Adolf Hitler schaute zu und kehrte dem Rest des Marschzugs der sogenannten „Nationalen Opposition“ den Rücken, als seine SA vorbeigezogen war. Die Harzburger Tagung der „Nationalen Front“ fand nur einmal statt. Untereinander waren die faschistischen Gruppen zerstritten. Doch von der Bevölkerung, den Kurgästen und Tourist*innen wurden sie begeistert empfangen. Hitler nutzte die Veranstaltung vor allem um seine Macht zu demonstrieren. Nur eine Woche später formierten sich in Braunschweig bereits über 100.000 SS- und SA-Männer aus ganz Deutschland.

1933 kooperierten NSDAP, DNVP und Stahlhelm bereits wieder und bildeten eine Koalitionsregierung unter Reichskanzler Hitler. Ob es die Harzburger Front war, dieser Herbsttag in Harz, der den Anfang vom Ende einleitete, den deutschen Weg in Diktatur, Weltkrieg, Zivilisationsbruch, Schoa, ist historisch umstritten. Der Politikwissenschaftler Peter Schyga sieht im 11. Oktober 1931 das Bündnis von „Mob und Elite“ nach Hannah Arendt, dass sich in Bad Harzburg formierte und täglich an zerstörerischer Energie und Massenwirksamkeit zulegte: „Die Resolution von Bad Harzburg bildete die Partitur für den Marsch zur Diktatur.“ In der Wandelhalle, in der die rechtsextremen Politiker am Wochenende sprechen sollen, wurde 2009 mit einer Ausstellung des Vereins Spurensuche Harzregion an die Ereignisse von 1931 erinnert.

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JUNI 2024 / ZEIT ONLINE

Hochwasser

Mehrere Wahllokale in Österreich nach Unwettern nicht zugänglich

In Österreich hat das Wasser einige Wahllokale der Europawahl unnutzbar gemacht. Die Wetterlage bessert sich, das Donau-Hochwasser läuft ab. Das Liveblog zum Nachlesen

Von Jona Spreter, Eric Voigt, David Rech, Iven Yorick Fenker und Isabelle Daniel

Aktualisiert am 9. Juni 2024, 11:15 Uhr

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MAI 2024 / ZEIT ONLINE

Relegation

Düsseldorf gewinnt Hinspiel der Relegation gegen Bochum

Der VfL Bochum wollte gegen Fortuna Düsseldorf den Verbleib in der Bundesliga sichern. Der Zweitligist jedoch legte im Hinspiel deutlich vor.

Von Iven Yorick Fenker

Aktualisiert am 23. Mai 2024, 22:45 Uhr

VfL Bochum – Fortuna Düsseldorf 0:3 (0:1)

Im Hinspiel der Relegation hat der Drittletzte der Bundesliga VfL Bochum mit 0:3 (0:1) gegen den Drittplatzierten der 2. Bundesliga Fortuna Düsseldorf verloren. Statistisch gewinnt in diesem Relegationsduell öfter der Bundesligist. Ein Klassenunterschied war jedoch von Anfang an nicht zu sehen.

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MAI 2024 / nachtkritik.de

Viel Lärm um nichts - Brandenburger Theater

Sizilianische Verhältnisse

In William Shakespeares "Viel Lärm um nichts" kommen keine Traumatisierte aus dem Krieg, sondern testosteron-gesteuerte Möchtegernkerle, die eine Doppelhochzeit ansteuern. Als Komödie à la Bella Italia packt Carola Söllner das Stück am Brandenburger Theater an und lässt es ordentlich krachen. Doch einmal blitzt auch der male gaze auf.

Von Iven Yorick Fenker

1. Mai 2024. Schon der erste Auftritt wird vom Brandenburger Publikum beklatscht. Die Bühne ist spärlich eingerichtet, fast leer. Caroline Siebert und Elna Lindgens tragen blaue Cocktailkleider und schieben den dazu passenden Servierwagen auf die Bühne. Sie mixen Drinks, bauen Strandliegen auf, in denen sie dann Illustrierte lesen – auf italienisch. "Bella Italia in Brandenburg" stand draußen auf dem Plakat, das für die Premiere warb: "Viel Lärm um nichts" von Shakespeare, und die Zuschauer:innen applaudieren immer noch. Irgendwann kommen dann die Männer dazu, und der Saal johlt, ein paar Pfiffe hallen durch den Raum – wow. Die Premiere des von Carola Söllner inszenierten Komödienklassikers scheint freudig erwartet worden zu sein.

Von den Gefühlsausbrüchen der Brandenburger Premierenbesucher:innen ist der Autor dieser Kritik überraschter, als vom Auftritt der Beklatschten. Sie, die Männer, tragen helle Anzüge, Westen, darunter weit aufgeknöpfte offene Hemden. Ästhetisch gibt das Kostüm eher Miami Vice gone wrong vor als sizilianisches Stilbewusstsein. Auf der süditalienischen Insel spielt das Shakespeare-Stück um den Scheintod einer Braut nach Verleumdung und sexistischer Beschuldigung der "Unreinheit – aka selbstbestimmter Sex außerhalb des patriarchalen Machtinstruments der Ehe und: den Intrigen der Männer.

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MAI 2024 / ZEIT ONLINE

Bundesliga, 31. Spieltag

Bochum sichert sich gegen Hoffenheim wichtige Punkte im Abstiegskampf

Der VfL Bochum konnte gegen Hoffenheim verdient in Führung gehen. Bis in die Schlussphase schien der Sieg nicht bedroht, bis Hoffenheim traf. Der Spielbericht

Von Iven Yorick Fenker

Aktualisiert am 26. April 2024, 22:55 Uhr

VfL Bochum – TSG 1899 Hoffenheim 3:2 (2:0)

Der VfL Bochum hat mit 3:2 (2:0) gegen Hoffenheim gewonnen. Für die abstiegsbedrohten Bochumer ging es im Heimspiel gegen die TSG darum, sich vorerst weiter von den Abstiegsplätzen abzusetzen.

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APRIL 2024 / ZEIT ONLINE

Bayer 04 Leverkusen

Xabi Alonso lehnt Ehrenbürgerwürde in Leverkusen ab

Bayer 04 Leverkusen führte Xabi Alonso zur ersten Meisterschaft der Vereinsgeschichte. Dafür sollte er Ehrenbürger der Stadt werden – will aber darauf verzichten.

Von Iven Yorick Fenker

Aktualisiert am 26. April 2024, 22:18 Uhr

Der Trainer des designierten Deutschen Meisters Bayer Leverkusen, Xabi Alonso, will nicht Ehrenbürger der Stadt Leverkusen werden. Alonso sowie Sportdirektor Simon Rolfes, der Geschäftsführer Fernando Carro und der Vorsitzende des Gesellschafterausschusses von Bayer 04 Leverkusen, Werner Wenning, verzichten auf die Ehrenbürgerwürde, wie sie nach Angaben der Stadtverwaltung dem Leverkusener Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) mitteilten. Richrath werde deswegen die entsprechende Ratsvorlage zurückziehen, teilte die Stadt mit. Zu den näheren Gründen machten weder Stadt noch Club Angaben.

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APRIL 2024 / ZEIT ONLINE

Bundesliga, 30. Spieltag

Bayern gewinnt in Berlin gegen Union

Die Bayern gewinnen deutlich gegen Union. Nach einem Sieg in Köln kann der SV Darmstadt 98 in der Bundesliga bleiben. RB gewinnt gegen Heidenheim. Die Spielberichte

Von Iven Yorick Fenker

Aktualisiert am 20. April 2024, 18:52 Uhr

1. FC Union Berlin – FC Bayern München 1:5 (0:2)

Die Bayern haben in Berlin mit 5:1 (2:0) gewonnen. Union konnte schon in der ersten Halbzeit wenig gegen die Münchner ausrichten. Nach dem Einzug ins Halbfinale der Uefa-Champions-League gegen den FC Arsenal (1:0) gingen die Münchner mit sechs Veränderungen in der Startformation in die Partie.

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APRIL 2024 / ZEIT ONLINE

Champions League

Bayern München steht im Halbfinale

Nach dem Halbfinaleinzug von Borussia Dortmund schaffen es auch die Bayern. Real Madrid setzt sich gegen Manchester City im Elfmeterschießen durch.

Von Iven Yorick Fenker

Aktualisiert am 17. April 2024, 23:54 Uhr

FC Bayern München – FC Arsenal 1:0 (0:0)

Nach dem 2:2 im Hinspiel in London ging es für die Bayern im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinales gegen den FC Arsenal um den Einzug ins Halbfinale. Viel mehr ging es aber für die Münchner – nachdem Bayer 04 Leverkusen vergangenen Sonntag Deutscher Meister geworden war – um die letzte verbleibende Chance eines Titelgewinns in dieser Saison. Im DFB-Pokal schon ausgeschieden, bleibt für die Bayern nur noch die Champions League. Nach dem Halbfinaleinzug von Borussia Dortmund gestern wollte man in München nachziehen.

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APRIL 2024 / ZEIT ONLINE

Russland und Kasachstan

Flut vertreibt Zehntausende aus ihren Wohnungen

Nach starker Schneeschmelze und intensivem Regen stehen weite Teile Russlands und Kasachstans unter Wasser. Bilder der größten Überschwemmung seit Jahrzehnten in der Region.

15. April 2024, 18:33 Uhr

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APRIL 2024 / ZEIT ONLINE

Bundesliga

Bayer Leverkusen wird erstmals Deutscher Meister

Ein klarer Sieg und begeisterte Fans, die den Platz stürmen: Mit einem 5:0 gegen Werder Bremen holt sich Bayer Leverkusen erstmals den Meistertitel in der Bundesliga.

Von Iven Yorick Fenker

Aktualisiert am 14. April 2024, 20:02 Uhr

Bayer Leverkusen steht fünf Spieltage vor Saisonende der Fußball-Bundesliga als Deutscher Meister fest. Mit einem 5:0 Heimsieg gegen Werder Bremen sicherte sich der Club vorzeitig den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte.

Im Spiel war die Heimmannschaft von Anfang an überlegen: Leverkusen kombinierte routiniert und erhöhte mit jeder Minute den Druck auf die Bremer, die im Spielverlauf immer weniger ausrichten konnten. Bereits in der 25. Minute bekam Leverkusen nach einem Foul an Jonas Hoffmann einen Elfmeter. Victor Boniface verwandelte souverän. Danach trat Bayer deutlich entspannter auf und konnte seine Überlegenheit ausnutzen. Bis zur Pause blieb es jedoch beim 1:0.

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APRIL 2024 / ZEIT ONLINE

Bundesliga – 29. Spieltag

Stuttgart gewinnt gegen Frankfurt – Bayern gewinnt gegen Köln

Stuttgart schlägt Frankfurt. Die Münchner gewinnen erst spät, aber souverän gegen Köln. Dortmund entscheidet das Borussen-Duell für sich. Die Spielberichte

Von Iven Yorick Fenker

Aktualisiert am 13. April 2024, 18:31 Uhr

VfB Stuttgart – Eintracht Frankfurt 3:0 (3:0)

Bereits in der elften Minute kam der VfB zur Führung. Serhou Guirassy wurde von Angelo Stiller geschickt und traf zum 1:0 für die Stuttgarter. Der VAR checkte, ob Guirassy beim Pass im Abseits stand, bestätigte dann aber das Tor. In der 17. Minute erhöhte Deniz Undav. Nach Ballgewinn wurde er nicht entscheidend gestört und schloss im Strafraum ab. Das 2:0 war sein 16. Saisontreffer.

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APRIL 2024 / ZEIT ONLINE

Wetter

Meteorologen erwarten am Wochenende Temperaturen bis 30 Grad

Am Sonntag wird Saharastaub wieder den Himmel trüben, meldet der Deutsche Wetterdienst. Davor wird es aber erst einmal warm – so warm wie noch nie Anfang April.

Von Iven Yorick Fenker

Aktualisiert am 5. April 2024, 10:25 Uhr

Am Wochenende soll es laut Deutschem Wetterdienst (DWD) in Deutschland sehr warm werden. Der April sei laut DWD "absolut rekordverdächtig". Denn es könnten, so früh wie noch nie im April, Temperaturen von bis zu 30 Grad erreicht werden. Am Freitag wird es laut Wetterdienst noch vereinzelt regnen, am Samstag die Sonne in ganz Deutschland scheinen. Danach trübt dann Saharastaub den Himmel.

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MÄRZ 2024 / nachtkritik.de

Alle meine Männer - Theater Neubrandenburg / Neustrelitz

Scharf wie ein Rettich

Eine Frau ist mit zwei Männern verheiratet, die nichts voneinander wissen: Das ist in Michael Barfoots Bearbeitung von Roy Cooneys Klassiker "Run for your Wife" der Ausgangspunkt für komödiantisches Chaos. Johanna Schall bereitet ihren Spieler:innen mit dem Text ein Fest.

Von Iven Yorick Fenker

23. März 2024. "Liebes Publikum, wir befinden uns im Jahr 1979", wird gerade durchgesagt, während das Premierengetuschel langsam leiser wird... "Einer Zeit, in der es keine Handys gab": Ausschalten, klar. Ein paar Lacher gibt es jetzt schon. Es wird ja auch eine Komödie erwartet. "Alle meine Männer" ist ein Text des britischen Erfolgsautors Roy Cooney aus den Achtzigern des vergangenen Jahrhunderts (im Original: "Run for your Wife"). Im Neubrandenburger Schauspielhaus als "Komödien-Klassiker" angekündigt, wird allerdings die Neubearbeitung von Michael Barfoot gespielt, die somit auch eine Uraufführung ist. Neu: Die Hauptfigur ist eine Frau, kein Mann. Heteronormativ gedreht folgt daraus, dass nicht der Londoner Taxifahrer John mit zwei Frauen, sondern Jackie Smith mit zwei Männern jeweils eine Ehe führt – ohne, dass die Ehemänner davon oder voneinander wissen.

Verstrickt im Lügenkonstrukt

Ist das schon lustig? Komischerweise sorgt dieser Umstand im Schauspielhaus Neubrandenburg für Heiterkeit. Aber so funktionieren Komödien nun mal (oft oder hier?). Das schnelle Hin und Her im Dialog, das Machtwissen um die Ehen, die wie Affären behandelt werden, das dem Publikum an die Hand gegeben wird, damit es auf den Schenkel klatschen kann. Aber sind das Lacher aus der oder über die Heterohölle? Dabei ist die Ehe doch ein lohnendes Thema: die staatliche Subventionierung der Keimzelle der Gesellschaft, das Patriachat manifestiert in den Mauern des Eigenheims und so weiter. Und wir sind ja schon viel weiter, sollte man meinen…

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MÄRZ 2024 / ZEIT ONLINE

Fußballnationalmannschaft

Deutschland dreht gegen die Niederlande das Spiel

Nach dem Sieg gegen Frankreich waren Hoffnungen für das bevorstehende Heimturnier entstanden. Die deutsche Nationalmannschaft konnte gegen die Niederlande zeigen, warum.

Von Iven Yorick Fenker

26. März 2024, 23:29 Uhr

Deutschland – Niederlande 2:1 (1:1)

Im ersten Heimspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft im EM-Jahr 2024 empfing die DFB-Auswahl in Frankfurt die Niederlande. Der Testspielsieg vergangenen Samstag gegen Frankreich hatte Euphorie ausgelöst. Zumindest hatte das 2:o beim Toni-Kroos-Comeback Hoffnungen für die Heim-EM begründet. Nun war es an der Nationalmannschaft, diese zu bestätigen.

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MÄRZ 2024 / ZEIT ONLINE

Bundesliga – 26. Spieltag

Stuttgart zeigt schöne Kombinationen – die Bayern schießen viele Tore

Der VfB zeigt in Hoffenheim sehenswerten Fußball. Die Münchner gewinnen torreich gegen Darmstadt. Augsburg hat nach Platzverweis leichtes Spiel. Der Spielbericht

Von Iven Yorick Fenker

Aktualisiert am 16. März 2024, 20:41 Uhr

TSG 1899 Hoffenheim – VfB Stuttgart 0:3 (0:2)

Der Tabellendritte ging seiner Position gemäß in die Partie. Der VfB Stuttgart kombinierte in Hoffenheim viel, begann die erste Halbzeit spielfreudig und zeigte aufregenden, ansehnlichen Fußball. Die TSG hingegen konnte kaum etwas gegen diese Stuttgarter Mannschaft in dieser Verfassung ausrichten. Zudem sah es in der ersten Hälfte so aus, als würde der VfB deutlich mehr Tore schießen, als er dann tat.

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MÄRZ 2024 / ZEIT ONLINE

Uefa Europa League

Leverkusen dreht Spiel dramatisch – Freiburg scheidet in London aus

Bayer Leverkusen steht nach einer Aufholjagd im Viertelfinale der Europa League. Für Freiburg endet der Wettbewerb in London.

Von Iven Yorick Fenker

Aktualisiert am 14. März 2024, 23:34 Uhr

Bayer 04 Leverkusen – Qarabağ Ağdam 3:2 (0:0)

Nach einem überraschenden Unentschieden im Hinspiel des Europa-League-Achtelfinales gegen den aserbaidschanischen Verein Qarabağ Ağdam (2:2) ist Bayer 04 Leverkusen seiner Favoritenrolle gerecht geworden. Hatte die Werkself auswärts erst kurz vor Schluss ausgleichen können, begannen sie zu Hause dominanter, hatten deutlich mehr Ballbesitz und kamen zu vielen Torabschlüssen – aber nicht zu Toren.

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MÄRZ 2024 / ZEIT ONLINE

Bundesliga, 25. Spieltag – Freitag

Stuttgart gewinnt gegen Union

Die Stuttgarter schießen weniger Tore, als sie könnten. Union verteidigt besser, als sie Torchancen erarbeiten. VfB gewinnt gegen Berliner in Unterzahl. Der Spielbericht

Von Iven Yorick Fenker

8. März 2024, 22:52 Uhr

Der VfB Stuttgart hatte im Freitagsspiel des 25. Bundesligaspieltags die Chance, vorerst bis auf einen Punkt an die Bayern und Platz zwei heranzukommen. Der VfB empfing zu Hause den 1. FC Union Berlin. Für die Köpenicker ging es darum, nach zuletzt stabilisierter Leistung unter Trainer Nenad Bjelica sich weiter von den Abstiegsplätzen abzusetzen.

Vor dem Spiel war bekannt geworden, dass VfB-Trainer Sebastian Hoeneß seinen Vertrag bis 2027 verlängert hatte. Er hatte die Stuttgarter in der Bundesliga gehalten – der VfB spielte 2023 noch in der Relegation gegen den Hamburger SV – und könnte sie in dieser Saison bis in die Champions League führen.

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MÄRZ 2024 / ZEIT ONLINE

Champions League

RB Leipzig gleicht aus, aber Real Madrid steht im Viertelfinale

Wie im Hinspiel eine strittige Szene: Real-Stürmer Vinícius Júnior bekommt nur Gelb und schießt dann das Tor. RB Leipzig gleicht zwar aus, aber Real Madrid kommt weiter.

Von Iven Yorick Fenker

6. März 2024, 23:08 Uhr

Real Madrid hat die Champions League so oft gewonnen wie kein anderer Verein. 2021/22 zum 14. Mal – den Europokal der Landesmeister mitgerechnet. Der (in seiner jetzigen Form) relativ junge Verein Rasenballsport Leipzig trat also im Achtelfinale der Champions League gegen einen Kontrahenten mit historischer Bedeutung und Klasse an.

Als Otto Rehhagel, ironischerweise damals als Bayern-Trainer, sagte, dass Geld keine Tore schießt, war der Fußball anders. Heute könnte man sagen: "Historie schießt keine Tore", denn im Hinspiel war es RB Leipzig, die zuerst in Führung gingen. In der zweiten Minute brachte Xaver Schlager den Ball nach einer Ecke aufs Tor, Benjamin Šeško köpfte ein. Weil Benjamin Henrichs vor Reals Torhüter Andrij Lunin und dabei im Abseits stand, gab Schiedsrichter Irfan Peljto das Tor nicht.

Eine umstrittene Entscheidung, zu der selbst Real Madrids Achter Toni Kroos nach dem Spiel meinte: "Was soll ich sagen? Ich denke, er pfeift am Ende Abseits, weil er ihn behindert. Aber der Torwart erreicht niemals den Ball, wo er hinkommt. Von daher war es ein Tor, das hätte man geben müssen." Real Madrid reichte dann der schnelle Treffer zu Beginn der zweiten Halbzeit (Brahim Díaz, 48. Minute), um in Leipzig zu gewinnen

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MÄRZ 2024 / ZEIT ONLINE

Champions League

Bayern München steht im Viertelfinale

Der FC Bayern hat dem Druck standgehalten. In der Allianz Arena dominierte er die Champions-League-Partie gegen Lazio Rom und wahrte die letzte Chance auf einen Titel.

Von Iven Yorick Fenker

5. März 2024, 23:22 Uhr

Der FC Bayern München hatte das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League in Rom verloren. Lazio bekam einen Foulelfmeter, den Ciro Immobile verwandelte. Die Bayern hingegen konnten ihre "drei klaren Chancen", wie Thomas Müller nach dem Spiel sagte, nicht nutzen und mussten nach Platzverweis für Dayot Upamecano nach dem Tor auch noch in Unterzahl spielen. Es blieb beim 1:0 für Lazio Rom.

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MÄRZ 2024 / ZEIT ONLINE

Bundesliga, 24. Spieltag – Freitag

Freiburg trifft gegen Bayern früh und gleicht spät aus

Die Bayern können in Freiburg nicht gewinnen, zwei sehenswerte Treffer sind zu wenig. Die Münchner Abwehr lässt zu viel zu und der SC verwandelt eiskalt. Der Spielbericht

Von Iven Yorick Fenker

Aktualisiert am 1. März 2024, 22:44 Uhr

SC Freiburg – FC Bayern München 2:2 (1:1)

Zum Auftakt des 24. Spieltags ist der FC Bayern beim SC Freiburg nicht über ein Unentschieden hinausgekommen – die Partie endete 2:2 (1:1). Thomas Tuchel, der nur noch bis zum Ende der Saison Bayern-Trainer bleibt, versuchte in der Anfangsphase die Räume schließen zu lassen, die sein Team den Freiburgern bot. Christian Streich, dienstältester Trainer der Bundesliga, versuchte aus seiner Coaching-Zone heraus die Freiburger in ebendiese Räume zu schicken.

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JANUAR 2024 / nachtkritik.de

nachtkritik-Theatertreffen 2024: die Nominierten

Die Wählbaren

Das 17. nachtkritik-Theatertreffen läuft. Unsere Autor*innen in Schweiz, Österreich und Deutschland nennen ihre herausragenden Theaterabende des vergangenen Jahres. Jetzt sind Sie gefragt: Was spricht Sie an? Welche Arbeiten wollen Sie unterstützen? Die Abstimmung ist noch bis 24 Uhr möglich.

Hier unsere Nominierten

10. Januar 2024. Wir haben unsere Korrespondent:innen und Redakteur:innen gefragt: Welche Produktion im Zeitraum vom 9. Januar 2023 bis 6. Januar 2024 war die für Sie persönlich wichtigste? Welche Inszenierung ragte heraus?

Extinction von Julien Gosselin nach Texten von Thomas Bernhard, Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal
Regie: Julien Gosselin
Premiere im deutschsprachigen Raum am 12. Juni 2023 bei den Wiener Festwochen, Koproduktion Volksbühne Berlin

„Den Abend tanzend beginnen, der darauffolgenden Abendgesellschaft in die Apokalypse folgen, tanzend, und dann Bernhard-Ballern bis nichts mehr geht. 10 von 10. Would do it again.“(Iven Yorick Fenker)

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DEZEMBER 2023 / nachtkritik.de

Der Untertan - Maxim Gorki Theater

Die Macht an der Kehle

Vor dem Aufkommen des Faschismus hat Heinrich Mann in seinem Roman "Der Untertan" schon dessen Paradetypus skizziert: den autoritären Charakter, Treter und Duckmäuser in einem. Regisseur Christian Weise zeigt Manns Stoff als Parabel für heute. In einem gallig düsteren Bilderreigen.

von Iven Yorick Fenker

16. Dezember 2023. Der Blick auf die Tiefe der Bühne ist versperrt. Eine mit Zeichnungen versehene Wand stellt die Kulisse: Dunkle Szenen des Drills, Kinder werden verdroschen, Arbeiter ächzen vor Ausbeutung, dicke Herren genießen das Leiden – Studien des autoritären Charakters. Es sind alles Männer, aus der oberen rechten Ecke pinkelt ein besonders fies feixender auf das Geschehen.

Die bildgewaltige Bühne ist von der Künstlerin Julia Oschatz, die schon länger mit Regisseur Christian Weise zusammenarbeitet. In ihre Bilderwelt hinein wird der Protagonist geboren: Diederich Heßling, der Untertan, verkörpert von Via Jikeli. Es ist ein vielversprechender Auftritt, direkt aus dem Bühnenboden, die Bretter brechen.

Bilder des Autoritarismus

Heßling, um den sich Heinrich Manns Roman "Der Untertan" dreht, windet sich also aus den Brettern dieses faschistoiden Gebildes, das die Kaiserzeit kurz vor Ausbruch des ersten Weltkriegs zeigt. Der Nationalismus, der Antisemitismus, der Autoritarismus, die Lebensverachtung, die deutsche Disziplin, das Versagen jeglicher Lebensfreude sind diesen Bildern eingeschrieben. "Der Untertan", 1914 vollendet und erst 1918 in Buchform erschienen, wird 1933 von den Nazis verbrannt, gegenüber dem Maxim Gorki Theater auf dem heutigen Bebelplatz. Das Buch ist ein Vorbote der Unmenschlichkeit, in die die Deutschen gingen. Auch heute bietet der Text den Protagonisten des aufkeimenden autoritären Backlashs Ebenbilder.

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NOVEMBER 2023 / ZEIT ONLINE

Antisemitismus

Was das Verbot der Parole "Vom Fluss bis zum Meer" bedeutet

Das Bundesinnenministerium hat die Parole "Vom Fluss bis zum Meer" verboten. Welche strafrechtlichen Auswirkungen das hat, müssten aber die Behörden vor Ort entscheiden.

Von Manuel Bogner und Iven Yorick Fenker

11. November 2023, 13:10 Uhr

In Bayern könnte das Verwenden der Parole "From the river to the sea, Palestine will be free" künftig eine Straftat sein. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung. Hintergrund ist das Betätigungsverbot der Hamas, das Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) vergangene Woche per amtlicher Bekanntmachung erlassen hat. In der siebenseitigen Publikation heißt es auf Seite sechs, dass die Parole "Vom Fluss bis zum Meer" auf Deutsch oder in anderen Sprachen verboten sei. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagt auf Anfrage von ZEIT ONLINE, dass die Parole so zu verstehen sei, dass Israel ausgelöscht werden müsse.

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NOVEMBER 2023 / ZEIT ONLINE

Krieg in Israel und Gaza

Israels Militär fordert Zivilbevölkerung zur Flucht aus Gaza-Stadt auf

Die israelische Armee ist im Al-Schifa-Krankenhaus. Ein erster Lkw mit Treibstoff hat den Gazastreifen erreicht. Das Liveblog zum Nachlesen

von Iven Yorick Fenker, Konstantin Zimmermann, Ivana Sokola und Angelika Finkenwirth

Aktualisiert am 15. November 2023, 16:46 Uhr

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SEPTEMBER 2023 / Theater der Zeit

Bericht

Das Schöne sehen

Die Lesungen der 36. Jüdischen Kulturtage in Berlin

von Iven Yorick Fenker

Assoziationen: BERLIN

Zwei Veranstaltungen während der 36. Jüdischen Kulturtage Berlin waren Lesungen. Sie fanden in einem Zelt statt, unter dessen Dach sich die spätsommerliche Hitze sammelte und ein Begegnungsort entstand. Es wurde diskutiert, musiziert, erzählt und: aus Büchern gelesen. Bücher jüdischer Autor:innen, Bücher vielfältiger jüdischer Positionen. Unter dem Motto „Kaleidoskop – Das Schöne sehen“ wollte das Festival eine vielgestaltige und lebendige Kultur zeigen. Das ist gelungen. Jedes Buch, jeder Text ist ein Zeugnis davon und bleibt für immer am Leben, wird gelesen – neben der Staatsoper, auf dem Bebelplatz, dort, wo am 10. Mai 1933 die Nationalsozialisten Bücher von jüdischen, sozialdemokratischen und kommunistischen Autor:innen verbrannten.

Kultur-Institution

„Über jeden Verdacht erhaben“ ist ein Band, der Texte versammelt, die sich wissenschaftlich und künstlerisch mit dem nicht aufgearbeitetem Antisemitismus der deutschen Kulturinstitutionen auseinandersetzen. Text für Text wird das Bild der „rettenden Insel“ der Kultur weggeschwemmt. Zurück bleibt brauner Morast. Herausgegeben wird das Buch von der Kulturwissenschaftlerin Stella Leder, Mitbegründerin des Vereins Instituts für neue soziale Plastik e.V., aus dessen Arbeit zu kultureller Bildung zu Antisemitismus der Band entstand. Leder sitzt auf dem Sofa, das auf der Bühne aufgebaut ist. Sie wird (na klar) nach der Documenta gefragt. Sie sagt, dass die Anfragen an das Institut seitdem extrem zugenommen haben. Ebenso sei das Buch deutlich öfter gekauft worden, so Nora Pester, Verlegerin des Buches und Moderatorin der Lesung. Die Institutionen sehen also „Nachholbedarf“. Aber Nachhilfeunterricht für die gesamte deutsche Kulturlandschaft kann ein Potsdamer Verein allein nicht leisten. Gut, dass es dieses Buch gibt.

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SEPTEMBER 2023 / nachtkritik.de

Das Kraftwerk - Staatstheater Cottbus

Das muss ans Tageslicht

In der Lausitz wird im großen Stile Braunkohle abgebaut. Der Abbau belastet und gefährdet das Grundwasser in ganz Berlin-Brandenburg. Wie damit schmutzige Geschäfte gemacht werden, hat das Journalist:innenkollektiv CORRECTIV recherchiert. Auf ihrer Arbeit basiert das aufrüttelnde Theaterstück "Das Kraftwerk" in Cottbus.

von Iven Yorick Fenker

24. September 2023. Es geht um Kohle. Und ums Wasser. Das sagt schon der Titel des Recherchestücks "Das Kraftwerk", das der Theaterautor Calle Fuhr geschrieben und für das das Journalist:innenkollektiv CORRECTIV recherchiert hat. Der Abend, in Cottbus inszeniert von Aram Tafreshian, zeigt, wie gewinnbringend Theater und Journalismus zusammen arbeiten können und welches politische Potential, welche aufklärende Kraft gemeinsam möglich ist.

Braunkohle ist schwarz und weich. "Hier, fühlen Sie mal" – "Nein, wirklich nehmen Sie, sonst geht das hier nicht weiter!", sagt auf der Bühne Torben Appel als Investor Julius. Appel reicht dem Publikum einen ganzen Batzen. Es ist geschreddertes, schwarzes Gummi, aber wir bleiben mal dabei: Es ist Braunkohle (die ist meist tatsächlich eher schwarz). Um die andere "Kohle" geht es natürlich auch, ums Geld, und damit um ein schmutziges Geschäft in unserer schmutzigen Gegenwart.

Verschmutzes Grund- und Trinkwasser

Da ist einerseits Investor Julius. Sein Freund Nevid (Gunnar Golkowski) arbeitet in der Kohleindustrie, bei der Fima LEAG (die gibt es wirklich), und will natürlich etwas verändern, auf erneuerbare Energien umstellen, für die Region, die Lausitz. Sein Chef Harrndorf (Kai Börner), auch Braunkohler, ist vom alten Schlag, aber mit Herz, wie sich zeigen wird – dieser Spoiler geht in Ordnung, denn um echte Figurenzeichnung geht es nicht, sondern um die recherchierten Fakten und Missstände.

Die Runde wird ergänzt durch Carla (Nathalie Schörken), Journalistin. Dazu kommt noch eine Ur-Cottbusserin, Alt-Linke mit Amerika-Aversion und Mutter von Julius. Als Kapitalistenschwein bezeichnet sie ihren Sohn nicht, aber sie ist nah dran. Soweit das Ensemble, das – toller erster Auftritt übrigens – wirklich gut aufgelegt ist. Es ist eine große Freude, ihr detailliertes Spiel voller Witz zu sehen: kleinteilig, einfallsreich, mit pointierten, eingestreuten gestischen Beiläufigkeiten. Und ja: als Figuren sind sie eher Klischee-Platzhalter, eingepresst in die Dramatisierung. Aber das wirkt, um die Recherche erlebbar, begreifbar, zugänglich zu machen.

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JUNI 2023 / Theater der Zeit

Bericht

Open Call: Berlin

Zum Performing Arts Festival 2023

von Iven Yorick Fenker

Assoziationen: FREIE SZENE BERLIN

Das Perfoming Arts Festival (PAF), veranstaltet vom Landesverband freie darstellende Künste Berlin (LAFT), spricht seit 2016 Open Calls für die freie Szene aus. Der Fokus liegt auf Berliner Positionen, Künstler:innen, Gruppen und auf der Verortung dieser in den jeweiligen Kiezen, in denen die zahlreichen, über die Stadt verteilten, Spielorten liegen. Es geht um Vernetzung. Es geht um das (Berliner) Publikum und es geht um das Publikum vom Fach. Das PAF ist ein Begegnungsort auf unterschiedlichen Ebenen und an unterschiedlichen Orten, gleichzeitig und wechselseitig.

Wo gehe ich wann hin, um Das dann, dann Das und Das dann an einem anderen Tag sehen zu können. Diese Überlegungen, diese Möglichkeiten machen ein Festival aus und sie zeigen, dass die freie Szene breit aufgestellt ist. In diesen Tagen geht es durch ganz Berlin.

Keine Sonne in Schöneberg

Im Village in Schöneberg, einem Gemeinschaftszentrum für schwule, bisexuelle, trans* und queere Männer, ist der Raum verhangenen. Keine Sonne, Licht kommt nur vom Beamer, der den Himmel an die Wand wirft. Dann folgen Großstadtaufnahmen. Es beginnt eine berührende Performance in drei Teilen. Alexander Carillo, kolumbianischer Tänzer und Choreograf, based in Berlin, hängt an Luftballons. Der Körper bewegt sich entgegen und mit dem Helium. Einen Song lang, das entwickelt durchaus einen gewissen Sog, dann ist es schon vorbei und es wird umgebaut. Stühle Rücken des Publikums, Carillo holt ein Messer. Er schneidet Wassermelonenstücke, während eine Tonaufnahme und ein Text projiziert wird. Passiert da noch mehr? Nein. Toll. Denn es ist ein toller Text, der das Situative, Fluide des Sozialen erzählt, Handlungsorte durchstreift und den Blick nach innen richtet, hin und her schwenkt wie ein Ballon im Wind.

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JUNI 2023 / nachtkritik.de

Playing on Nerves. A Punk Dream - HAU Berlin

Knallhart

Nicoleta Esinencu und ihr Theaterkollektiv teatru-spălătorie zeigen im HAU mit dem zweiten Teil ihrer "Sinfonie des Fortschritts", was ernstgemeinter antikapitalistischer Punk bedeutet. Ein Abend, der nervt, weil er nerven muss.

von Iven Yorick Fenker

4. Juni 2023. Es ist laut, schon im Foyer. Durch den Jugendstilbau des HAU 1 dringt ein dröhnender Bass, eine Stakkato-Frequenz, Noise, der auf die Nerven geht. Artiom Zavadovsky, Doriana Talmazan und Kira Semionov sind schon auf der Bühne. Sie tragen Lederstiefel, wahrscheinlich mit Stahlkappeneinsatz. Sie sorgen jedenfalls für einen festen Stand – und feste Standpunkte.

Hosen aus robustem Stoff, neonorangene Westen, grelle Arbeits(schutz)kleidung signalsieren: Achtung! Auf ihren Körpern kleben medizinische Messgeräte, sie sind verkabelt, elektrische Impulse stimulieren die Muskeln, reizen die Nerven, die Kontraktionen werden aufgenommen, verstärkt, sie verdichten sich zu dem sich ständig neu aufbauenden Sound, der das Theater einnimmt und das Eintrudeln der Zuschauer:innen stört.

Mit Triggerwarnungen für Westler

Die Vorstellung hat längst begonnen oder: Sie spielen schon, für sich, nicht für das Publikum, jedenfalls nicht für alle. Es wird eine Triggerwarnung projiziert: "Dieser Abend könnte für westliche Menschen langweilig sein." Langweilig wird es nicht. Der Warnung folgt eine Ansage: "You are not welcome", trotzdem: Das ist keine Ausladung, aber die Verhältnisse sind geklärt.

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MAI 2023 / nachtkritik.de

Odyssee: Buch von Homer - Theater Magdeburg

Jetzt klappt es aber!

Bastian Reiber, bis heute Teil der Herbert-Fritsch-Familie und einst Ensemble-Mitglied in Magdeburg, inszeniert dort jetzt "Odyssee: Buch von Homer". Wenig Homer, viel Slapstick. Dem man sich, einmal in Fahrt gekommen, nicht so richtig entziehen kann.

von Iven Yorick Fenker

14. Mai 2023. Der eiserne Vorhang öffnet sich und dahinter ist die Bühne hell und vollgestellt. Die große Geste: direkt verpufft. Die Bühnenwände sind mit Bauplane verhangenen, die Requisiten in schlammiger Farbe, die leicht bröckelt und an Ton erinnert. Dazu: ein Pappmachéhügel. Eine IKEA-Couch. Monoblock-Stühle. Nun stolpern die Spielerinnen mit großem Gestus auf die Bühne. Plötzlich: Schulterzucken und verhaltenes Baumeln der Arme. Impetus: Ich weiß es nicht. Ich mache mal.

Immer geht was schief

Und ich – und jetzt spricht der Autor – weiß es auch nicht. Das geht jetzt nämlich noch eine ganze Weile so und der ganze Saal lacht. Laut. Auf der Bühne zeigt das Ensemble gerade, wie eine unbeholfene Geste (das synchrone Schulterzucken) sofort eine andere Qualität bekommt, wenn sie auf einer Bühne wiederholt wird – so lange, bis sie ihr witziges Potential offenbart. Arme im Takt, alle Spielerinnen synchron, bis auf eine. Immer wenn man denkt oder denken soll, jetzt klappt es aber, dann passiert etwas ganz anderes, geht schief.

Slapstick, klar. Jetzt fällt jemand hin, will auf den Pappmachéschlammberg, stürzt, steht auf, fällt, in vielen Variationen. Das ist ziemlich lustig, weil gut gemacht. Und wird nicht die letzte Einlage von Julia Buchmann sein (die Szene mit der Leiter!). Generell ist die größte, die fundamentale Stärke des Abends das enthemmte Ensemble-Spiel.

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APRIL 2023 / Theater der Zeit (print)

Magazin

Solche Träume haben Folgen

Der Band zu den Brecht-Tagen 2022 diskutiert die Klassenfrage neu

von Iven Yorick Fenker

Erschienen in: THEATER DER ZEIT: FREIE SZENE – OCCASIONS – EREIGNISSE IM RAUM (04/2023)

Assoziationen: BUCHREZENSIONEN DOSSIER: BERTOLT BRECHT BERTOLT BRECHT

An Anlässen, über das Werk Bertolt Brechts und dessen Wirkung nachzudenken, mangelt es nicht. Nun ist im Verbrecher Verlag ein Buch erschienen, das verschiedene Texte über Brecht versammelt, die sich lesen wie auf einer Premierenparty ausdauernd aufeinander antwortenden, leicht monologisierenden, zuweilen durchaus belehrenden Gesprächsbeiträgen zuzuhören und sich nicht losreißen zu können. Die Beiträge kommen von den Redner:innen der Brecht-Tage 2022, die im Literaturforum im Brecht-Haus stattfanden. Unter demselben Titel und Motto der Werkstattgespräche liegt nun mit „Brecht und Klasse und Traum. Stärkende Träume brauchen Bodenhaftung“ der von Falk Strehlow herausgegebene Band vor.

Die Bandbreite der Zugänge der Texte ist groß, sie schauen genau hin, oft mit einem direkten Appell. Das fällt durchaus auf, aber hier geht es ja auch um etwas. Denn die thematische Trias Brecht–Klasse–Traum lässt Bezugspunkte zwischen den Beiträgen sowie deren Widersprüche erkennen, in denen Brecht bekanntlich „unsere Hoffnung“ sah.

Die Hoffnung, mit der die Lektüre dieses Bandes seine Leser:innen hinterlässt, ist jenes Gefühl, welches das Lesen von Text zuweilen herstellt: etwas gelernt, etwas verlernt zu haben und etwas besser machen zu wollen.

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APRIL 2023 / nachtkritik.de

Festival Augenblick mal! - Theater Strahl Berlin

Vorschlaghammer und Sekundenkleber

In Berlin beginnt "Augenblick mal!", das Festival für junges Publikum. Der Auftakt mit drei Gastspielen verspricht viel, doch die Kinder und Jugendlichen fordern mehr.

von Iven Yorick Fenker

22. April 2023. Es ist Freitag, Frühling in Berlin und der erste Tag des "Augenblick mal!"-Festivals des Theaters für junges Publikum. Vor dem FELD Theater am Schöneberger Winterfeldplatz ist die Szene versammelt, die Erwachsenen sind an diesem Werktag und am Morgen noch in der Überzahl, aber einige Kinder sind da. Die Altersempfehlung für "Dinge Dingen", die erste Vorstellung der Biennale, ist 5+. Im Theater dann ist die gemauerte Guckkastenbühne mit weißer, dicker Folie verhangen. Die Spieler:innen Julia Keren Turbahn, Jan Rozman und Jan Kress treten auf. Und dann fliegen die Dinge durch den Raum.

Vom Eigenleben der Dinge

Doch zuerst werden sie erklärt, wie bei einem Ratespiel. "Das Ding ist" so und so und "das Ding ist" so. Jan Kress übersetzt simultan in deutsche Gebärdensprache, während aus der linken verhangenen Bühnenseite und durch die zerschnittene Folie nacheinander die Dinge auf die Bühne geworfen werden, leicht verzögert, so dass auf jedes "so und so" irgendwann ein "aha" folgt und viele herzliche Lacher. Verkehrte Scharade, ein einfacher Trick, der in den spielerisch und choreografisch äußerst aufwendigen Auftakt leitet. Die Dinge werden zum Leben erweckt werden und: (ein softer Spoiler oder je nachdem, Teaser) diese Vorstellung hat einen doppelten Boden.

Nach komischen Annäherungen zwischen Mensch und Ding, choreografisch herausragend von Breakdance bis Schattenspiel, bleiben schließlich, die Lichter werden gedämmt, die Strahler leuchten frontal, nur noch die Schatten der Dinge, in denen die Spieler:innen verschwinden.

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MÄRZ 2023 / Theater der Zeit (print)

Essay

Neue Dramatik, alte Geschichten, neue Welten

Neue Texte im Verhältnis zu einer neuen Realität

von Iven Yorick Fenker

Erschienen in: THEATER DER ZEIT: NEUE DRAMATIK (03/2023)

Assoziationen: DRAMATIK DOSSIER: NEUE DRAMATIK

Eine Generation folgt auf die nächste, auf die nächste, auf die nächste. Das ist der Lauf der Dinge. Zeit vergeht unaufhörlich und so verändert sich die Welt. Den Blick auf diese hat eine neue Generation Dramatiker:innen gerichtet, deren Texte immer präsenter auf den Bühnen des deutschsprachigen Raumes werden. Ist sie also dabei, die Alten abzulösen? Kommen nun die Jungen? Oder sind es vielmehr einfach die neuen Stücke, die neue Sprachen, neue Themen und neue Akteur:innen auftreten lassen und so eine neue Realität abbilden, im besten Falle diese sogar selbst bilden? Das hätte dann weniger mit dem Alter der Körper zu tun, aus dem diese neuen Texte entstehen, als mit der Art, wie diese Autor:innen die Welt wahrnehmen, die immer eine andere sein wird als gerade gesehen, gerade beschrieben, immer schon geschehen. Es ist sicher lohnender, die Neuerungen der Formen zu betrachten, als Generationen zu formen. Dieses Abarbeiten an der vorherigen Generation ist 2023 allerspätestens aber schon länger out. Referenz, Verfremdung, Pop, Popliteratur, Diskurstheater, Postdramatik. Das ist irgendwie alles over and out und irgendwie halt auch nicht.

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MÄRZ 2023 / nachtkritik.de

Das Leben ist Traum - Staatsschauspiel Dresden

Macht macht müde

Die ersten 24 Stunden als Herrscher sind die schwierigsten: Tilmann Köhler inszeniert Pedro Calderón de la Barcas "Das Leben ist Traum" aus dem "goldenen Zeitalter" Spaniens mit einem stark aufspielenden Ensemble – und Monarchen-Männern voller Identitätskonflikte.

von Iven Yorick Fenker

26. März 2023. Klaffende Leere auf der Dresdner Bühne. Das Ensemble sitzt an einem Tisch, weit entfernt an der weißen runden Rückwand des wunderbar tiefen Bühnenraums. Die Züge hängen schon bereit. Es ist klar: Bald wird hier der Horizont aufgehen. Noch liegt der goldene Stoff zusammengeknüllt auf dem Bühnenboden. Gespielt wird ein Stück aus Spaniens Siglo de Oro, dem "goldenen Zeitalter", Zeit der Prosperität und Machtfülle: "Das Leben ist Traum" von Pedro Calderón de la Barca, in der Inszenierung von Tilmann Köhler. Eigentlich hätte es schon am Donnerstag Premiere feiern sollen, doch, wie der Intendant Joachim Klement anmerkt, der das heutige Premierenpublikum begrüßt, sei die Pandemie noch gar nicht so sehr vorbei, jedenfalls werden Menschen immer noch krank. Die Arbeit einer Theaterproduktion ist sowieso per se exponiert. Aber ich schweife ab, Sie merken, das ist kein gutes Zeichen.

Ein bisschen Schattenspiel

Über den Lastenzug und durch die Drahtseile steigt Daniel Séjourné und geht zur Rampe, erstmal Kontakt zum Publikum aufbauen. Einstimmen. "Bitte schließen Sie die Augen." – "Sie befinden sich unter freiem Himmel." – "Es herrscht Krieg in Europa" – "der dreißig Jahre gehen wird." Das funktioniert. Die Stimmung ist super. Dann geht es los und der goldene Horizont wird hochgezogen. Kurz davor noch ein letzter Witz: "Wir haben zwar nicht besonders viele Mittel, dafür aber überraschende.“ Überraschendes kommt dann aber nicht. Ein bisschen Schattenspiel, na gut. Aber die Bühne bleibt merkwürdig ungenutzt.

Hier geht es doch um was

Die Inszenierung gibt dem Spiel das Spotlight und die Spieler:innen verdienen das auch. Das Ensemble spielt routiniert, ohne einfach abzuspulen, kleinteilig, ohne Eitelkeiten, kollegial, füreinander, miteinander, für das Publikum. Das ist schon berührend. Wie sich die Spieler:innen immer wieder, wirklich immer wieder, ordentlich aufdrehen zum Saal und ins Publikum, zu den Zuschauer:innen sprechen. Teilweise auch direkt. Das kommt an. Aber auf die Dauer passiert dann eben doch zu wenig. Drei Stunden Auftritt, Aufdrehen, zueinander Sprechen, aber über Bande, also zu den Zuschauer:innen, saalfüllend, Replik, Replik und dazwischen mal ein Schwertkampf. Hier geht es doch um was.

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FEBRUAR 2023 / nachtkritik.de

Anna Karenina - Staatstheater Cottbus

Glück versprechende Tragödie

Tolstois Roman "Anna Karenina" über eine gesellschaftlich unmögliche Liebe bringen Milena Michalek und ihr Ensemble mit emanzipatorischen Diskursen zusammen. Unseren heutigen Blick auf Ehe und Moral denken sie in ihre in Cottbuser Fassung mit hinein. Finden die Figuren dadurch neue Handlungsspielräume?

von Iven Yorick Fenker

26. Februar 2023. Dass die Produktionsdramaturgin Franziska Benack auftritt, nachdem sich der prächtige Staatstheater-Saal aus der vorletzten Jahrhundertwende schon gefüllt hat, bedeutet, wie sie selbst sagt, nichts Gutes. Dass die Premiere stattfinden kann, hat das Publikum der Schauspielerin Fania Sorel zu verdanken, die für ihre krankheitsbedingt ausfallende Kollegin kurzfristig eingesprungen ist. Sie hatte 29 Stunden Zeit, sich vorzubereiten, und spielt mit Textbuch in der Hand, was aber bald vergessen ist – eine Ausnahmeleistung. Fania Sorel ist die Dascha aus dem Jahrtausendroman "Anna Karenina" von Lew Tolstoi, dem tausendseitigen, ausgeklügelten Doppelroman, dem dreisträngigen Epochenepos, dem breit rezipierten Text, welchem zu Recht eine gewisse Ehrfurcht entgegen gebracht wurde und wird.

Dramatisches Destillat mit klarer politischer Analyse

Milena Michalek gründet ihre Inszenierung auf eine eigens erarbeitete Fassung. Deren herausragende Qualitäten werden schon mit dem ersten Auftritt des Ensembles offenbar. Mit verschwenderischem Erzählwillen und einfühlsamer Präzision bis in die Pointen der Figurenrede wird hier aus dem Prosa-Massiv ein dramatisches Destillat kristallisiert, das sich nahtlos in die aktuelle Gegenwart einfügt und dabei auf einer klaren politischen Analyse beruht. Die Cottbusser "Anna Karenina" basiert auf heutigen emanzipatorischen Diskursen und fügt dem patriarchalen, heteronormativen Realismus von Tolstoi eine Realität hinzu, die damals zwar auch schon da war, nun aber sichtbarer geworden ist, weil sie erkämpft wurde.

Anna Karenina, überragend, wirklich grandios gespielt von Charlotte Müller, scheut diese klare Analyse nicht. Sie benennt den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Sie klagt die westliche Linke an, die in ihrer ungebrochenen "antiimperialistischen" Ideologie zu diesem Krieg nicht Stellung bezieht und dabei selbst ins Totalitäre rutscht. Diese Anna Karenina lässt nicht die revolutionären Frauen* im Iran unerwähnt. Und auch nicht die Angriffe einer männlich geprägten Politik auf die Errungenschaften der LGBTQIA*-Bewegung. Diese Anna ist eine selbstbewusste Frau, die den eingeengten Entfaltungsmöglichkeiten ihrer Ehe und ihrer historischen Epoche die Suche nach einem selbstbestimmten Leben in Freiheit und Glück entgegensetzt und die auch im tragischen Verlauf, dem gesellschaftlichen Determinismus, sie selbst bleibt – eine Suchende.

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JANUAR 2023 / nachtkritik.de

Eines langen Tages Reise in die Nacht - Schloßparktheater Berlin

Desaströse Gestalten

In Eugene O'Neills klaustrophobischem Drama ist eine Familie zu betrachten, die sich an einem Tag zwischen Morgen und und Mitternacht zugrunde richtet. Am Berliner Schloßparktheater hat Torsten Fischer das berühmte Stück jetzt starbesetzt in Szene gesetzt.

von Iven Yorick Fenker

8. Januar 2023. Der rote Teppich ist ausgerollt. Vor den Eingangssäulen werden Fotos gemacht. Das Schlossparktheater wird heute dem klassizistischen Stil, in dem es errichtet wurde, gerecht mit seinem Drang nach Prunk und Größe. Draußen ist es schon dunkel und das Publikum ist gekommen um "Eines langen Tages Reise in die Nacht" zu sehen. Das Drama um eine sich selbst zerfleischende Künstlerfamilie brachte Eugene O'Neill, dem Literaturnobelpreisträger von 1936, im Jahr 1957 posthum noch einen vierten Pulitzerpreis ein. Im teppichgedämpften Foyer sind der Premierentrubel und die Erwartungen jetzt groß auf diesen berühmten Text und das stark besetzte Ensemble.

Auf der Guckkastenbühne steigt bald Nebel auf, vom hinteren Bühnenende her leuchtet grelles Gegenlicht. Mittig steht ein graues Samtsofa, zur Linken ist eine schräge Spiegelwand gezogen. Links vorne an der Bühnenrampe ein lederner Sessel, davor ein Tablett mit einer Whiskyflasche und Gläsern. Das Licht kommt von mehreren Spots, die an der Decke hängen und jetzt aufblenden.

Zwangsgemeinschaft Familie

Dann treten die vier Spieler:innen auf, die Stars des Abends: Judith Rosmair spielt die morphiumsüchtige Mary Cavan Tyrone, Ehegattin des zwanghaft geizigen James Tyrone, gespielt von Peter Kremer. Tyrone ist ein grobschlächtiger Schauspieler mit Herz und neuerdings großzügigem Grundbesitz sowie weiterem Kapital. Dazu kommen die beiden Söhne des Paars: James Tyron Jr. (Igor Karbus), das Ebenbild seines Vaters und Schauspieler wie er, aber weniger ambitioniert, dafür ebenso alkoholkrank und aggressiv. Und an der linken Bühnenseite verhalten, immer wieder hustend, der an Tuberkulose erkrankte Edmund Tyrone (Fabian Stromberger). Sie treten auf und lassen ihre Präsenz wirken.

Es folgt eine unbeholfene, jedoch rührende Umarmung dieser Familie, bei der doch gleich klar wird, dass die Männer Mary festhalten. Eigentlich kein schlechtes Bild, auch wenn es sehr vordergründig ist. Denn es ist diese Zwangsgemeinschaft Familie, die sich wahrhaft liebt und verachtet zugleich. Ein durchaus verbreitetes Phänomen. In Berlin-Steglitz gelingt es dem Ensemble mit seinen ausdrucksstarken schauspielerischeren Fähigkeiten zu zeigen, was für Abgründe diese Zwangsgemeinschaft in den Figuren hinterlassen hat. Diese Keimzelle der Gesellschaft macht krank und kaputt.

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JANUAR 2023 / nachtkritik.de

nachtkritik-Theatertreffen 2023: Die Nominierten

Die Auserwählten!

Das 16. nachtkritik-Theatertreffen ist eröffnet. Unsere Autor*innen in Nord, Ost, Süd und West nennen ihre Favoriten. Jetzt sind Sie gefragt: Was hat Sie bewegt, welche Theater und welche Arbeiten wollen Sie unterstützen? Nur noch bis 24 Uhr kann abgestimmt werden. Dann wird ausgezählt.

Hier unsere Liste!

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Ophelia's Got Talent von Florentina Holzinger

Regie: Florentina Holzinger

Premiere am 15. September 2022 in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin

"Ophelia's Got Talent" got it all: ausgehend von einer kulturgeschichtlichen Reflexion über Weiblichkeitszuschreibungen der Vergangenheit bis in die Zeiten der Klimakatastrophe werden spekulative Narrationsstränge zu einer atemberaubenden Show mit spektakulären Stunts verwoben. Eine Zumutung, die Mut macht. Eine Anmaßung, die neue Maßstäbe setzt für das Theater und ein besseres Morgen möglich erscheinen lässt. (Iven Yorick Fenker)

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DEZEMBER 2022 / nachtkritik.de

Caligula – Deutsches Theater Berlin

Der Mond fällt auf die Erde

In Albert Camus' "Caligula" verbreitet der römische Kaiser Angst und Schrecken, aus Protest, wie es heißt. Regisseurin Lilja Rupprecht hat das Stück jetzt mit einem Tyrannen inszeniert, der den Mond vom Himmel holen will, und mit Spieler:innen des Theaters RambaZamba.

von Iven Yorick Fenker

18. Dezember 2022. Nebel zieht auf. Eine Wand, die den Blick zum Guckkasten verstellt. Vor diesen Schwaden taumelt eine Gestalt im Glitzergewand, die vor uns zusammenbricht. Ein Licht strahlt auf, erst schwach, das auf dem Nebelwall stärker und zur Schrift wird: CALIGULA. Protagonist und Titelgeber des Abends, des Stücks von Albert Camus, in dem der junge römische Kaiser in die philosophische Paranoia driftet oder weniger pathologisierend: versucht radikal frei zu sein.

Die Macht dazu hat er und sie ist uneingeschränkt. Er allein kann die Grenzen der Menschlichkeit, der gesellschaftlichen Grundvereinbarungen, der sozialen Interaktion verschieben, erweitern, aushöhlen. Es wird immer deutlicher, dass es dabei auch dem Inner Circle des Machthabers an den Kragen gehen wird. Sie stehen schon aufgereiht und bereit, sie tragen schwarze Anzüge, weiße Hemden, rote Krawatten und Gummistiefel, noch verschwommen, aber doch erkennbar. Denn der Nebel nimmt wieder ab. Er wird durchbrochen von einem gleißend hellem weißen Lichtstrahl, der den Dunst durchdringt und ins Publikum strahlt, blendet.

Griff zu den Sternen

Der Mond scheint jetzt. Die Live-Musik, die mit klirrenden Klängen begann wird lauter und melodischer. Sie begleitet den Abend, Saiten die gespielt und Tasten die gedrückt werden, aufgenommen und abgespielt in einem verzerrten Loop. Die Wand vor dem Bühnenraum bleibt bestehen, den durchlässigen Stoff füllt nun die Live-Projektion aus Mondperspektive auf das Geschehen: Caligula war fort, seine Schwester ist tot und nun will er: den Mond. Er liegt auf dem Boden und schaut sehnsuchts- und leiderfüllt hinauf und gleichzeitig zu den Zuschauer:innen.

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DEZEMBER 2022 / nachtkritik.de

Romeo und Julia – Staatstheater Cottbus

Vielleicht ein Sturm

In einer Neuübersetzung inszeniert Philipp Rosendahl, neuer Co-Schauspieldirektor und Hausregisseur am Staatstheater Cottbus, die berühmte Liebesgeschichte von William Shakespeare mit poetischem Willen und Bildstärke. Ein Abend, der unter dem Sternenhimmel das Schlageisen anlegt.

von Iven Yorick Fenker

4. Dezember 2022. Grelles Licht blendet das Publikum. Die Augen gewöhnen sich ans Gegenlicht. Dort im Nebel hängt ein steinernes Herz, dort eingeritzt, die Lettern der Liebenden: R+J. Romeo und Julia. Die Liebesgeschichte von William Shakespeare, die in die westliche Kulturgeschichte eingemeißelt ist. Jede Adaption ein Schlag in den Stein. Es gab derer viele, so viele Inszenierungen, dass bei diesem Stück von Erwartungen und Projektionen des Publikums ausgegangen werden kann. Stein ist geduldig, doch die Frage drängt sich auf, warum es nun dieser Stoff ist, heute und jetzt. Hier, am Staatstheater in Cottbus wird ein neues Schlageisen angesetzt und der Hammer macht sich zum Schlag bereit.

Er sucht uns heim

"Ein unheilvolles Etwas. Eine Wucht. Vielleicht ein Sturm" – so beginnt die Neuübersetzung von Philipp Rosendahl, seit dieser Saison Co-Schauspieldirektor am Staatstheater und Regisseur des Abends, so beginnt der Text: "Er sucht uns heim, mit ungeheurer Kraft." Der Nebel hat sich gerade verzogen und aus dem Hintergrund des dunklen, schwarzen Bühnenraums ist Lorenzo, Lauren Mace, in Zeitlupe zur Bühnenrampe gegangen. Die Vorrede kommt als Playback, Lorenzo macht dazu Lip sync und Mondmovements. Mace, von der die Choreografie kommt, gibt die Stimmung und das Spiel vor. Die Bühne von Katharina Faltner ist eine aufsteigende schwarze, karge Felslandschaft, die nach hinten hin abzufallen scheint, so dass sich ein Horizont ergibt.

Es gibt nicht viel an dem sich festhalten lässt

Aus diesem Hintergrund erklimmen nun die Figuren die Szenerie. Die Kostüme von Philipp Basener sind alle weiß und deconstructed Clubwear mit ausgestellten historischen Krägen. Das Personal ist auf zehn reduziert. Sie bewegen sich wie unter weniger Schwerkraft. Die Gliedmaßen schweben langsam. Immer mal wieder wirkt es, als müssten sie zurückgezogen werden, an den Körper. Es gibt nicht viel an dem sich festhalten lässt, obwohl der Text recht nah am Original bleibt. Auf dem schroffen Fels, der hier die Welt bedeutet, ausgebreitet: ein dunkler Soundteppich, ein Loop, der den Abend und die Sprache, später die Songs begleitet. Hier ist etwas der Zeit entrückt.

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NOVEMBER 2022 / nachtkritik.de

Anouk & Adofa – Schauspiel Leipzig

Konfetti für einen Therapieplatz

Awareness, Self-Care, Care-Arbeit: Dem jungen Dramatiker und Regisseur Marco Damghani gelingt ein kluger Kommentar zu zeitgenössischen Narrativen – und eine Liebesgeschichte, die es sogar dann schafft zu erheitern, wenn sie mit den denkbar ernstesten Problemen zu kämpfen hat.

von Iven Yorick Fenker

27. November 2022. Szenen einer Liebe, Szenen von der Leipziger Kleinmesse aus den Fahrgeschäften und zwischen Imbissbuden: ein Paar, strahlend. Schnelle Schnitte, Hände im Close Up, die Eiswaffeln tragen, Hände, die ineinander greifen. Dann erlischt die Projektion, die Musik ist aus, das Vorspiel vorbei und die Strahler beleuchten die Bühne in der Diskothek, dem Spielort für zeitgenössische Dramatik des Leipziger Schauspiels.

Heute ist diese ein aufgestellter Guckkasten, eine in die Länge gezogene Kammer. Eine angedeutete Küche, die Leitungen liegen frei, verteilte Möbelgerippe in Bade-, Schlaf- und Wohnzimmer, keine Wände. Die Kulisse urbanen Lebens auf engem Raum, ästhetisch austauschbar und doch universell. Das Individuelle zeigt sich in den Details. Welche Bücher stapeln sich dort? Welche Sticker kleben auf dem Kühlschrank? Wer lebt hier?

Feines, kleinteiliges Spiel

Anouk, Paulina Bittner, schleudert die Daunendecke davon, springt aus dem Bett, macht sich fertig, geht ab. Sie bewegt sich, als ob dies Kraft erfordere. Sie sieht müde aus. So allein daheim und für sich sieht man ihr zu, wie sie immer wieder innehält. Bereits hier legt Bittner ihr feines, kleinteiliges Spiel an: subtile Gesten, grimmiges Gucken, spürbar werdende Leere. Im Kleinen ist das großartig gespielt. Und dann taucht Adofa, Patrick Isermeyer, hinter dem Duschvorhang auf. Er weint und schreit. Er verzieht das Gesicht, reckt die Wachsstreifen tapfer in die Höhe, mit denen er sich die Haare vom Genitalbereich reißt. Die Arme zittern. Das tut weh, sicher, aber irgendwie scheint das alles zu groß. Denn auch, als er aus der Dusche schon wieder heraus ist – Anouk ist wiedergekommen, sie leben zusammen – geht das so weiter.

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OKTOBER 2022 / nachtkritik.de

Spy On Me – HAU Berlin – Die vierte Ausgabe des Festivals

Erweiterte Realität

Zum vierten Mal seit 2018 fand in Berlin das "Spy on Me“ Festival statt. Nachdem es die letzten beiden Jahren pandemiebedingt ausschließlich online realisiert werden konnte, traf das Publikum im HAU 1, 2, 3 und 4 jetzt wieder auch im analogen Raum aufeinander und auf alte und neue Begleiter:innen.

von Iven Yorick Fenker

8. Oktober 2022. Was passiert, wenn Realität digital wird? Oder: Was passiert, wenn Realität digital erfahren wird? Oder: Ist Realität nicht schon längst so weitreichend mit digitalen Akteur:innen, Phänomenen, Mitteln und Räumen verwoben, dass sie zwangsläufig (auch) digital ist? Aus verschiedenen Perspektiven konnte das bei der vierten Ausgabe des Festivals "Spy on Me" nachvollzogen und erlebt werden.

Das Festival künstlerischer Manöver für die digitale Gegenwart zeigt unterschiedliche, internationale Positionen, die in ihrer facettenreichen Vielfalt die Komplexität der Vernetzung von Virtualität und analogem Leben widerspiegeln, erfahrbar machen und hinterfragen. Die verschiedenen Orte des Festivals, das HAU 1, 2, 3, die analogen Bühnenräume, wurden durch digitale Räume erweitert, während das HAU 4, die seit zwei Jahren bestehende digitale Bühne, auf den analogen Raum zurückgriff.

Wechselspiel zwischen Analog- und Online-Präsenz

In der deutschen Premiere von "_jeanne_dark_" der französischen Regisseurin Marion Siéfert betritt ein Mensch die Bühne. Die Ko-Präsenz, jene Qualität, die Theater grundsätzlich auszeichnet, ist erlebbar. Gerade nach zwei Pandemiejahren, der Zeit der Live Streams, dem Surrogat der Theateraufzeichnungen, ist das wohltuend. Obgleich die Spielerin, Helena de Laurens, von Beginn an in ihr iPhone spielt, mit sich selbst, ist sie doch live: bei Instagram. Der Stream läuft dort oder man sieht hier, im HAU 2, was auf dieser weißverkleideten Guckkastenbühne passiert. @_jeanne_dark_ erzählt von ihren Struggles mit der Schule, der Familie, der katholischen Kirche – dem Zugriff dieses Außens auf ihr Leben und ihren Körper.

Es geht um die Zwänge einer jungen Frau in der von katholischen Werten geprägten Gesellschaft ihrer Heimatstadt Orléans. Dabei verweben sich Motive der französischen Nationalheldin Jeanne D'Arc mit dem Erleben im digital-analogen Aufwachsen einer jungen, weiblich gelesenen Person, die an der Hypernormativiät leidet. Die Performance ist ergreifend, das Spiel großartig, das Wechselspiel zwischen Bühnenpräsenz und der vergrößerten Projektion auf den beiden riesigen Screens in iPhone-Form links und rechts der Bühne wirkt interessant und trägt die Vorstellung durch die doch immer wieder sehr vorhersehbaren Konflikte. Viel wird hier nicht gewagt, aber konservative Gesellschaftsnormen in Frage gestellt.

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JULI 2022 / nachtkritik.de

Publikumsbeschimpfung – Phoenix 2.0 Festival in Erfurt

Hier wird nicht gespielt werden

"Sie werden kein Schauspiel sehen." Die ersten Worte von Peter Handkes "Publikumsbeschimpfung" sind genau so berühmt wie die Uraufführung des Stücks 1966. Das Phoenix Festival, dessen Ziel es ist, verlassene Kulturstätten wieder aufleben zu lassen, produziert im Theater Erfurt eine Neuauflage des berühmten Textes in der Regie von Jakob Arnold: Es gibt Wasser und Wein, Beschimpfung und Gesang.

von Iven Yorick Fenker

10. Juli 2022. "Na, bist du auch hier, um dich beschimpfen zu lassen?", fragt jemand. Dann hallt es im Eingangsfoyer des Erfurter Theaterkomplexes. Joshua Hupfauer, Protagonist und einziger Schauspieler des heutigen Abends, hat sich unter das Premierenpublikum gestohlen. Nun hat er begonnen zu sprechen: "Sie werden kein Schauspiel sehen." Mit dem ersten gesprochenen Buchstaben erschafft er den Abend. Er wird ihn von hier an bestimmen. Seine Stimme ist raumfüllend. Der Widerhall verliert sich in dem weitläufigen Theaterneubau. Nach der proklamierenden Vorrede ("Sie werden kein Spiel sehen. Hier wird nicht gespielt werden.") verteilt er oberflächliche Komplimente ("Sie sehen bestechend aus!"), die messerscharf vorgetragen und in Sekundenbruchteilen adressiert sind. Die Souveränität seines schauspielerischen Vermögens ist beeindruckend, und in der Traube der Besucher:innen hebt sich die Stimmung, während die Spannung steigt. Es ist klar, wie der Titel verspricht, dass da noch etwas kommen wird.

Prolog für das Publikum

Zum Beginn also, ganz werkgetreu ohne großen Auftritt: die Vorrede des Sprechstücks von Peter Handke, in dem es gegen und für das Theater geht und das 1966 von Claus Peymann in Frankfurt uraufgeführt wurde. Diese erste Inszenierung und die Aufnahme des Hessischen Rundfunks sorgten damals gleichzeitig für Aufregung, Protest und Begeisterung und sind schließlich legendär geworden. Oder um es anders zu sagen: Diese Inszenierung ist mit ewiger Tinte in die (deutschsprachige) Theatergeschichte eingeschrieben. Im letzten Jahrhundert reichte es noch, aus den (vermeintlichen) Bühnenkonventionen herauszutreten und in Richtung Bühnenrampe zu sprechen, statt zu spielen. Heute ist diese Pose schon fast Postdramatik-Kitsch.

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JULI 2022 / nachtkritik.de

Geschwister – Maxim Gorki Theater Berlin

An der deutschen Gedenktafel

Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch: Mit "Geschwister" am Berliner Maxim Gorki Theater erzählt Ersan Mondtag von drei Generationen einer westdeutschen Familie mit Nazihintergrund. Und lässt böse Geister erwachen.

von Iven Yorick Fenker

18. Juni 2022. Plötzlich ist alles schwarz und weiß. Das Licht lässt es so scheinen. Die Bühne ist ein Guckkasten. Wir schauen auf den holzvertäfelten Salon einer Villa, von dem zwei Treppenläufe zu einer Balustrade führen, dahinter drei verschlossene Türen. Wir befinden uns in West-Berlin. Es ist Juni 1967, der letzte iranische Schah ist zu Besuch, wie im Radio zu verfolgen ist, das auf dem Kamin steht, in dem es knistert. Die Standuhr tickt, sonst ist die Villa leer. Bis auf die Gemälde, die Jagdtrophäen und die ledergebundenen Bücher, die links und rechts die Wände pflastern. Das ist die Kulisse einer Klasse, die Macht repräsentieren soll – und in die Gewalt eingeschrieben ist. Aber erst einmal ist diese Kulisse leer, bis die Geister kommen.

Einstürzende Erinnerungen

Mit "Geschwister" erzählt Ersan Mondtag am Maxim Gorki Theater die Geschichte dreier Generationen einer großbürgerlichen deutschen Familie mit Nazihintergrund. Der Opa war im Krieg, der Vater nicht und nicht die Mutter, die beide schweigen. Die Kinder, die Geschwister, schweigen auch, bis eine ihr Schweigen brechen und die Familie zum Einstürzen bringen wird.

Der Großvater ist tot. Ihm soll bei diesem Essen gedacht werden, für das die Haushälterin (Tina Keserovic) gerade das Silberbesteck auflegt. Die Mutter (Çiğdem Teke) überwacht sie dabei. Die Kleidung ist standesgemäß. Die Mutter trägt Kostüm und die Haushälterin Uniform. Sie sind weiß geschminkt, die Kleider weiß und schwarz, so dass es, zusammen mit der Beleuchtung, so wirkt, als würde dort ein alter Schwarzweißfilm auf der Bühne laufen.

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JUNI 2022 / kreuzeronline

KULTUR

Atemlos in die Barbarei

Planspiel „On the Other Side“ lädt zur Radikalisierung ein

Im interaktiven Planspiel »On the Other Side« sind Publikum und Spielende in enger Interaktion miteinander. Das Projekt zeigt auf, wie die Strukturen sozialer Medien zur Radikalisierung ihrer Nutzerinnern führen können.

Im Foyer des Theaters der Jungen Welt empfängt Katharina Müller (Lena Maria Eikenbusch) vom Prognostic Department der neuen Social Media Platform Hydra die heutigen Testerinnen. Die Testerinnen, das ist das Publikum. Der Test ist die heutige Vorstellung, ein Planspiel von Veravoegelin und Sebastian Ryser (Regie, Konzept, Bühne und Kostüm). Noch im Foyer werden die Rollen verteilt. Die Teilnehmerinnen teilen sich auf in Content Creator und Influencer, sie werden eingeteilt in Teams, die den Algorithmus bestimmen, in der Schaltzentrale platziert, die den Traffic überwacht, das Team des Prognosting Eye soll den Überblick über die trending Themen bewahren.

Die Testerinnen werden in den großen Saal begleitet, den Hydra für die Datenerhebung angemietet habe. Der Bühnenraum ist das Spielfeld. Die Teams werden an die ihnen zugeteilten beleuchteten Tische verwiesen. Sie bekommen farblich einheitliche Westen. Die Content Teams geben sich Namen. Ihr Content wird gerated, also bewertet. Der Score wird jederzeit sichtbar sein. Dies wird ein Wettkampf um Likes.

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MAI 2022 / nachtkritik.de

Auflösung – Schauspiel Leipzig

Die Vermessung der Welt

Christiane Kühl und Chris Kondek, die seit vielen Jahren unter dem Label doublelucky productions performative Abende produzieren, entdecken in Leipzig die Chancen, die hinter einer möglichen "Auflösung" stehen – neue Vernetzungen von Mensch und Natur.

von Iven Yorick Fenker

25. Mai 2022. Ein Loch hat sich aufgetan, mitten im Boden. Klavierklänge hallen durch den Raum, in dem der Dunst steht. An den Wänden am Eingang, auch aus der Steinhalde wachsen Pilze. Die Säulen der ehemaligen Werkshalle sind gebogen, teils durchbrochen von Stalaktiten und Stalagmiten. Irgendwo tropft es. Irgendwo tönt es. Irgendwo wächst es. Irgendwo wird immer etwas sein, die ganze Zeit.

Daten

doublelucky productions haben in der Residenz, einer Außenspielstätte des Schauspiel Leipzig auf dem Gelände der ehemaligen Baumwollspinnerei, mit "Auflösung" eine begehbare Performance geschaffen, einen hybriden Resonanzraum, in dem tatsächlich alles miteinaner verwoben ist. Hier erheben Chris Kondek, Christiane Kühl und Hannes Strobl Daten. Sie tragen die obligatorischen Overalls und vermessen den Raum, der voller Informationen ist. Sensoren messen die Schallwellen, die Luftfeuchtigkeit, das Licht. Die Kameras halten Momente fest, die auf flachen Bildschirmen gezeigt werden, die an den Säulen lehnen. Außerdem werden dort die Messwerte offenbart: die Bedingungen des Raums, der Luft, die Temperatur, die Lautstärken …

Auf dem Tisch in der Ecke des Raumes druckt ein Drucker durchgehend, unter ihm ein Haufen Fotos, eine Datenerhebung. Dort werden die angefertigten Abdrücke der Säulenstücke aus Knete ausgemessen, Kohleskizzen der Steinschutthaufen verglichen, Notizen über den Forschungsprozess geordnet, die Struktur der Steine gescannt. Hier werden die Daten gesammelt. Dort sind die Ergebnisse der Experimente, die durcheinanderlaufen.

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APRIL 2022 / nachtkritik.de

Phaidras Liebe - Berliner Ensemble

Solo für eine Stiefmutter

Sätze, die den Figuren Wunden schlagen, bis sie nacheinander verrecken: Sarah Kanes zweiten Theatertext "Phaidras Liebe" inszeniert Robert Borgmann im Neuen Haus des Berliner Ensembles als vielstimmigen Monolog. Mit Stefanie Reinsperger als Phaidra und Hippolytos – und in Vollkontakt zu Kanes Sprache.

von Iven Fenker

23. April 2022. Anfangs sitzt Stefanie Reinsperger noch apathisch am Boden. Die Tribüne füllt sich, sie hat ihr den Rücken zugewandt. Es läuft Ambient Hardcore, Basslinien und Melodiephrasen, sakraler Sound, in auf und ab wallenden Loops. Komponierte Erregung, Musik, die Nazanin Noori und Robert Borgmann, zusammen 123CEREMONY, live spielen. Die Spannung steigt.

Süchtig nach Stimulation

Auf eine schwarze Stellwand wird der Prologtext projiziert, der parallel aus dem Off über die Musik gesprochen wird. Es ist eine Prophezeiung – Phaidras Liebe wird sterben. Und es wird Rache genommen werden. In die Wand daneben ist ein Loch gesprengt, dahinter ein Bildschirm. Die Bühne im Neuen Haus des Berliner Ensembles ist zweigeteilt: Rechts ruht ein riesiger Gymnastikball, der mit einem Smiley bedruckt ist. Drei weiße Riesenkegel, mit Frischhaltefolie umzogen, liegen dort auch. Ein Spielzimmer, mit rotem Boden, das farbig ausgeleuchtet ist und in dem sich nun die Spielerin erhebt. Auf der linken Bühnenhälfte ist der Boden feinsäuberlich mit schwarzen Plastikfetzen bedeckt. Dort steht eine schwarze Sonnenbank.

Stefanie Reinsperger spielt Hippolytos, den Prinzen, das depressive Arschloch, das schonungslos die Wahrheit spricht. Und sie spielt zugleich Phaidra, die Königin, seine Stiefmutter, die in ihrer Liebe für ihn schutzlos ist. Hippolytos liebt Phaidra nicht, er ist süchtig nach Stimulation, nach Sex, er ist verfressen, von Bildschirmen besessen, er leidet. Phaidra betet ihn an. Warum? Das ist "nicht unbedingt logisch", sagt Hippolytos und Phaidra erwidert: "ist Liebe nie“.

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MÄRZ 2022 / nachtkritik.de

Hamlet - Anhaltisches Theater Dessau

Zeit der Geister

Philipp Preuss zeigt mit Hamlet eine Welt ohne Zukunft, der nur noch Wiederholung bleibt. Sein oder Nichtsein, Schicksal, Macht: Es entsteht ein Spiel, in dessen Raum Sprache vergeblich nach Resonanz sucht.

von Iven Fenker

26. März.2022. Zwei Hamlets in silber-schimmernd schwarzem Samt sitzen an einer Tafel, die mit einem weißen Tischtuch bedeckt ist und sprechen zueinander, vor sich hin und schauen in die Leere des Saales, der sich zu füllen beginnt. "Hat es schon begonnen?" fragt, in der Tür stehend, ein:e Zuschauer:in. Das wird sich noch offenbaren. Noch ist der hintere Bühnenraum verdeckt von dem weißen Stoff, in dem die Tafel endet. Was schon passiert ist: Hamlet, der Alte, ist tot und die Hamlets damit vaterlos

Sprache auf der Suche

Hamlet, Niklas Herzberg, und Hamlet, Felix Axel Preißler, schauen nicht hin. Sie wissen, was ist und was nicht: Sein oder nicht, schweres Schicksal, der Rest ist ... Ihre Sprache kreist in Fetzen durch den Raum, auf der Suche nach Resonanz. Da ist nichts. Sie haben nur sich. Dahinter, hinten, hinter dem Stoff wird gefeiert. Eine Live-Kamera projiziert, was schon länger im Gange ist: Ihre Mutter Gertrud und ihr Onkel Claudius feiern ihre Hochzeit. Die Kostüme von Eva Karobath sind paillettenbestickte schwarze Festgewänder, die im Licht funkeln. Auf dem Tisch liegt eine Leiche. Sie wird zum Schmaus.

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DEZEMBER 2021 / THEATER HEUTE - DEZEMBERHEFT

Deutschland, du mieses Stück Plastik
Sarah Kilter «White Passing» (U) in Leipzig

Fahrstuhlmusik begleitet den Einlass in die Diskothek des Leipziger Schauspiels: Musik, die keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen und Höhenangst nehmen soll. Dabei gibt es dort nichts, was in Unruhe versetzt: In die Bühne ist, den ganzen Raum ausfüllend, eine karierte Plastiktasche gehängt. Der Reißverschluss geöffnet. Auf dem Boden liegt als Fußabtreter ein Einkaufsbon. Als Tascheninneneinrichtung maßstabsvergrößerte Dinge des alltäglichen Bedarfs: Desinfektionstücher, Zigaretten, Tampons, in Plastik verpackt.

So wie die drei Schauspielerinnen, die nun die Bühnenraumtasche betreten. Sie tragen Playmobil-Perücken, markante Masken und Körperklischeepanzer wie schusssichere Westen. Meriam Abbas, Julia Preuß und Bettina Schmidt können ihrer überlebensgroßen Umgebung nicht viel entgegensetzen. Die Puppenkostüme machen ihr Bewegungsrepertoire ungelenk und gehemmt. Auch das geringste Fortkommen müssen sie über die Scharniere der Puppen spielen. Mit Piepsstimmen pressen sie aus fester Position den Text. Sarah Kilters «White Passing» gehört zu den drei Stücken, die dieses Jahr beim Stückewettbewerb der Autor:innentheatertage am Deutschen Theater Berlin gewonnen haben und mit einer

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MAI 2021 / 46. MÜHLHEIMER THEATERTAGE - STÜCKEBLOG

AMERICAN PSYCHOS/ GERMAN ANGST

von Iven Fenker
22. Mai 2021 - Kritik

Im Schauspielhaus Hamburg führt der Abgrund des Abends hinab in die Niederung des REICH DES TODES. Karin Beiers weitreichende Inszenierung durchwandert unermüdlich, unerschrocken das finstere Tal – diesen Wahnsinnstext von Rainald Goetz, der die Realitäten der Bedingungen von Macht seziert und eine Retrospektive der politischen Historie wagt.
Welche Wunde die Flugzeuge am 11. September 2001 ins Zentrum der mächtigen, westlichen Welt gerissen haben und welcher Terror dem Terror folgt, offenbaren die treffsicher-tiefschürfenden Verwicklungen der Figuren in dieser Textschlucht. Mit dem Auftritt der populären, politischen Elite der USA der Nullerjahre – überschrieben mit einem Tableau der Mächtigen der europäischen Politik des vergangenen Jahrhunderts – beginnt eine Operation am offengelegten Rückenmark der Geschichte. Die politischen Eliten versuchen sich die Hände reinzuhalten und führen doch nur eifrig in die Selbstgerechtigkeit des Horrors: die Realpolitik.

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MAI 2020 / PERFORMING ARTS FESTIVAL BERLIN - BLOG

WAS SICH ÄNDERN KANN, IST DIE KUNST

Wenn aus „Introducing...“ die „Anleitungen für die Daheimgebliebenen“ werden: Positionen von Wenzel U. Vöcks & Federico Schwindt, BAMBI BAMBULE, Simon Zeller, Jakob Krog & Jay Fiskerstrand, Gloria Höckner & Team, Tobias Malcharzik und Pauline Jacob

von Iven Fenker

Das Performing Arts Festival Berlin präsentiert ausgewählte Nachwuchsproduktionen der freien darstellenden Szene auf der Plattform: Introducing… – die Zukunft, jedenfalls der Kunst, könnte man sagen. Alles strebt doch zur Zukunft. Wie man dabei mit der Gegenwart umgehen kann, zeigen die Eingeladenen in den „Anleitungen für die Daheimgebliebenen“, die in Reaktion auf die Verschiebung des Festivals ins Digitale entstanden sind. Die Eingeladenen, das sind Wenzel U. Vöcks & Federico Schwindt, BAMBI BAMBULE, Simon Zeller, Jakob Krog & Jay Fiskerstrand, Gloria Höckner & Team, Tobias Malcharzik und Pauline Jacob. Ihre Videos können als Tutorials verstanden werden. Sie präsentieren mögliche Umgangsformen mit dem Jetzt, in dem wir uns gerade meist daheim befinden.

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MAI 2020 / PERFORMING ARTS FESTIVAL BERLIN - BLOG

DEUTSCHLAND ALS PROBLEM

Oliver Zahn ist Theatermacher und Performer. Beim Performing Arts Festival Berlin hätte er sein Werk "Futur Germania" gezeigt. Ein Gespräch über Deutschland und Denkbewegungen.

von Iven Fenker

Oliver, Du wolltest Deine Performance "Futur Germania" beim Performing Arts Festival Berlin zeigen. Das findet nun aber digital statt. Wie reagierst Du darauf?

Ich zeige gar nichts. Das ist insofern ein Sonderfall, als dass die ganze Produktion durch die Pandemie verschoben werden musste. Das Stück hätte eigentlich Ende April in München Premiere gehabt und wäre jetzt beim PAF.

Hast Du über eine Übersetzung ins Digitale nachgedacht?

Das ist kein Stück, was es schon länger gibt und das man jetzt adaptieren könnte. "Futur Germania" ist ein Stück, dass auf der Begegnung von zwei Menschen auf der Bühne basiert. Dafür ein digitales Äquivalent zu finden ist schwer. Ich bin gar nicht grundsätzlich abgeneigt, dass man sich diese Kontaktbeschränkungen zum Anlass nimmt, um über andere Formate nachzudenken. Ich finde nur, dass es Sinn ergeben muss für die Arbeit, an der man gerade dran ist.

Ist es jetzt möglich, über ästhetische Konventionen nachzudenken?

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MAI 2020 / PERFORMING ARTS FESTIVAL BERLIN - BLOG

SPIELEN ODER NICHT SPIELEN

Janina Benduski ist Programmdirektorin des Landesverband freie darstellende Künste Berlin, der das Performing Arts Festival Berlin veranstaltet. Sie ist Vorsitzende des Bundesverband freie darstellende Künste. Ein Gespräch über Widerstandsfähigkeit, Digitalkompetenz und Barrierefreiheit der freien Szene und das PAF in Zeiten von Corona.

von Iven Fenker

Seit Dienstag läuft das Performing Arts Festival Berlin, das wegen der Corona-Pandemie digital stattfinden wird. Was ist in diesem Jahr anders?

Alles. Charakteristisch für das PAF waren immer die Orte, die es zu entdecken gibt, dass das Publikum auch an unbekanntere Spielstätten und besondere Orte gelockt wurde, um die Arbeiten der freien Szene zu sehen.

Wird das Festival mehr Publikum erreichen, weil das Programm leichter zugänglich ist?

Irgendwie ist da immer die Hoffnung, dass man ein paar Menschen erreicht, die sich nicht in ein Theater trauen. Ein Teil der Bevölkerung hat aber gar nicht die Technik. Untersuchungen über Barrierefreiheit in der digitalen Kunst gibt es fast keine. Ich könnte mir vorstellen, dass die Reichweite gerade sehr groß ist, weil Menschen Sehnsucht haben nach Theater.

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